Hort – Gebäude / Räume
  • Foto: Ildikó Dietrich-Woitge

Gebäude / Räume

Vieldimensionale Balance

Anforderung an den Hortneubau war, dass er sich einerseits in das Gesamtbild des Stadtteils mit seinen Wohnhäusern einfindet, andererseits einen eigenständigen Charakter hat. So ist neben den statisch angeordneten Bauten aus DDR-Zeiten ein organisches – an Bienenwaben angelehntes – Gebäude entstanden, das sich durch äußere Farb- und Formgebung in die Umgebung einordnet.

Grundstruktur einer Bienenwabe
Eine Bienenwabenform war Ausgangpunkt für die Gestaltung der inneren Struktur – sympathisch und freilassend, harmonisch und anregend, entspannt und kommunikativ. „Die Frage war: Wie entwickeln wir Räume, in denen es Rückzugsecken zur Erholung ebenso gibt wie Orte, in denen sich die Kinder auf unterschiedlichste Weise ausdrücken und in die Begegnung gehen können, etwa zum Theaterspielen, Bauen und Konstruieren, zum freien Spiel, Basteln, Malen und Handarbeiten? Und was brauchen die Kinder in den verschiedenen Entwicklungsphasen? Welche Anforderungen müssen aus Sicht von Raumakustik und Raumbiologie beachtet werden – also Licht, Farben und Materialen?“, so Sybille Schierack.

Entstanden ist ein zweistöckiges Gebäude mit Foyer, Werkstatt , Vesper- und Rückzugsraum sowie einer Verteilerküche, Aufzug, Büro- und Lagerräumen sowie Sanitäranlagen im Erdgeschoss. Im Obergeschoss liegen die vier Gruppenräume, Garderoben und weitere Sanitäranlagen.

Jede Gestaltungsidee kritisch geprüft
„Es gab viele Ideen zur konkreten Ausgestaltung des Hortgebäudes. Allerdings mussten wir jede einzelne Idee prüfen, ob sie pädagogisch sinnvoll ist, den Bedürfnissen der Kinder entspricht, die Anforderungen der Bildungsbereiche erfüllt und nicht zuletzt, ob sie technisch und finanziell umsetzbar ist“, erinnert sich Sybille Schierack.

Berücksichtigung der Farbpsychologie
Aus dem Konzept hervorgegangen sind je ein Raum für die Klassen 1–4 mit unterschiedlicher Größe und altersspezifischer Gestaltung und Ausstattung. Generell sind die Wände mit atmungsfähiger Silikatfarbe lasiert worden, was sie lebendiger, leichter und bewegter mit größerer Tiefe und Durchlässigkeit wirken lässt. Da die Farbgebung des Gruppenraumes stark auf das Lebensgefühl und das Wesen der Kinder einwirkt, wurden für Wände und Vorhänge warme Nuancen von Rot-, Gelb-, Orangetönen ausgewählt. Sybille Schierack: „Rot ist die Farbe der seelischen Aktivität, in ihr fühlt sich das eingeschulte Kind wesensverwandt aufgenommen. Gelb steht u.a. für Licht, Optimismus, Freude und Orange für äußerliche Anregung und Aktivität.“

Geborgenheit, Wärme und Sicherheit
Ein geborgenes und warmes Gefühl vermitteln auch die Böden aus Naturkautschuk in den Gängen bzw. Holz in den Gruppenräumen – zum Teil mit großen Wollteppichen belegt. Gleiches gilt für die Holzmöbel und -tische, die zudem selbst gepflegt und repariert und damit nachhaltig genutzt werden können. Dank einer  Küchenzeile in jedem Raum  können die Kinder mit den Hortner*innen häusliche Tätigkeiten erlernen und verrichten.

Jahreszeitentisch knüpft an die Natur an
Der Jahreszeitentisch schafft eine Verbindung zur äußeren Natur und wird farblich entsprechend der jeweiligen Jahres- und Festzeiten angepasst. Zum Spielen, Bauen und Basteln stehen den Kindern nicht nur Nischen und Winkel zur Verfügung, die sie mit Hilfe von Naturmaterialien gestalten können – etwa Körbe, Spieleständer, Tücher, Bausteine, Fahrzeuge, Puppen, Stifte aus Holz, Seide, Wolle und Baumwolle.

„Die natürlichen Materialien schulen das Feinempfinden des einzelnen Kindes. Die Vielfalt der Materialien, die differenzierten Bereiche mit unterschiedlichen Stimmungen fördern Spiel- und Lernaktivitäten, Orientierung, Sicherheit, Kommunikation, soziales Zusammenleben, Körpererfahrungen und ästhetisches Empfinden“, berichtet Sybille Schierack. Das bewegliche Mobiliar unterstützt die Tradition, dass die Klassen jährlich einen Raum weiterziehen. Die einzelnen Klassen können so ihren Raum neu ergreifen und umgestalten.

Werkstatt, Foyer, Technik- und Büroräume werden regelmäßig auch von der Schule aus genutzt. „Und dann ist da noch die Idee, das Foyer mit seiner Außenterrasse zu einem ebenso lebendigen wie alltäglichen Begegnungsraum zwischen Eltern, Erzieher*innen, Lehrer*innen und Schüler*innen auszubauen, zum Beispiel im Rahmen eines Elterncafés. Ich hoffe, dass wir diesen Schritt auch bald gehen können“, so Sybille Schierack.

Anbindung an das Frei- und das Schulgelände
Um das Hortgebäude herum wurden kleine Freiflächen zum Spielen und Gärtnern angelegt. Vor der Werkstatt gibt ein kleines Atrium zum Verweilen, Spielen und Schnitzen. Vorgesehen ist auch das Vespern im Freien – einschließlich einer Feuerstelle.

„Der Hauptspielbereich im Freien ist unser großer und schön angelegter Schulhof. Hier können unsere Kinder klettern, rutschen, Sandburgen bauen, Stelzen laufen, Seil schwingen, Ballspiele machen und unsere Fahrzeuge nutzen“, erklärt Kollegin Sabine Donner.

Chronik

Gewachsen und erwachsen

1991: Aufnahme der ersten 24 Hortkinder; klassenübergreifende Betreuung durch Lehrer; Abholung  des Mittagessens mit dem Handwagen durch den Hausmeister

1991: Einstellung der ersten Erzieherin; Betreuung gemeinsam mit einem Lehrer

1995: Zahl der Hortkinder erreicht erstmals 60

1999: Nach Einstellung einer 3. Erzieherin werden die Lehrer von der Hortbetreuung entbunden

2001: Betreuungskapazität wächst nach dem Umzug in die Erich-Weinert-Str. auf 60 Hortkinder

2004: Vier Erzieherinnen betreuen die Hortkinder in vier Räumen in altershomogenen Gruppen

2005: Für die Kinder der Klassen 5 und 6 wird die Ganztagsbetreuung durch Lehrer eingeführt. Es entsteht ein fünfter Raum – die Werkstatt.

2016: Nachdem der Hort aus allen Nähten geplatzt ist, entsteht ein eigenes Hortgebäude mit mehr Freiraum, Raum für Ruhe, Musik, Theater und Bewegung.

2021: Zahl der Hortkinder ist auf 110 gestiegen