Warum wir Michaeli feiern

Geschichte
Seit dem 9. Jahrhundert wird im Christentum das Michaelifest am 29. September gefeiert.
Nach der Apokalypse des Johannes entbrannte ein Streit in der Himmelswelt und St.Michael kämpfte gegen den Drachen, das Böse, das die Welt verführt und stürzt ihn vom Himmel auf die Erde. Er ist nach diesem Kampf nicht tot, aber seine übermächtige Kraft ist gebrochen.

Symbolik
Der Drache steht für die ausgestoßene Macht des Bösen. Er versucht die Menschen zu zerstreuen, abzulenken vom Geistigen und an die materielle Welt zu fesseln. Das Michaelifest soll ein Aufruf an die Menschen sein, die niederziehenden Kräfte zu erkennen und in ihre Schranken zu weisen.

Täglich werden wir Zeuge von Gewalt, Zerstörung, Hass, Lüge und vielem mehr. Um dem Drachen entgegenzutreten, bedürfen wir großer innerer Anstrengung, Kraft, Mut und Wachheit. Der Kampf des Michael ist ein Bild dafür, dass das Bewusstsein wach sein muss, damit das Böse durchschaut und bekämpft werden kann. Die Lanze, die Michael in den Darstellungen trägt, steht für die klare Ausgerichtetheit auf ein Ziel und zugleich für die Fähigkeit, mit ihr jemanden auf Abstand zu halten.

Das Schwert ist ein Bild für die Fähigkeit des Menschen im Denken einzelnes voneinander zu unterscheiden, zu trennen. Das Schwert wird auch mit dem Eisen in Verbindung gebracht. Eisen brauchen wir auch notwendig in unserem Körper. Ohne Eisen fühlen wir uns schlapp und kraftlos.

Oft wird St. Michael auch mit einer Waage dargestellt. Er ist der Seelenwäger. Er wägt Gutes und Böses ab. Auch wir müssen unsere Entscheidungen abwägen. Unsere wache Intelligenz und die Kräfte des Herzens müssen zusammenwirken. Am Sternenhimmel strahlt zur Michaelizeit das Sternbild der Waage.

Einordnung in den Jahreskreis
Michaeli gehört vor St. Martin und St. Nikolaus zu den 3 Festen die bildhaft dazu beitragen, uns auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Alle 3 Heiligen spiegeln in ihrer Art die entsprechende Jahreszeit wider (sie geben einen innerlichen Aspekt dessen, was in der äußeren Natur vor sich geht)

Sie stehen auch für die 3 Kräfte: Wollen – Fühlen – Denken,
und die stehen für Zukunft – Gegenwart – Vergangenheit

St. Georg ist der irdische Helfer Michaels, der junge kräftige Held, der mit Willenskraft, mit Mut und Stärke den Drachen, als Symbol des Bösen, besiegt. Ende September strahlt die Sonne noch teilweise kräftig, aber auch schon Herbststürme kommen auf und fegen die ersten bunten Blätter von den Bäumen. Die Früchte sind reif. Die Natur steht zwischen Werden und Vergehen. Der Mensch sollte in dieser Zeit versuchen das Sommersonnenlicht in sich hineinzunehmen und zu bewahren.

St. Martin, dargestellt in der Mitte seines Lebens, gibt den Armen in Barmherzigkeit. Er zeigt Mitgefühl. Im November wird es zunehmend draußen grau, kalt und nass, der Mensch wendet seine Kräfte nach innen.
St. Nikolaus, dargestellt als alter, weiser Mann, der aus dem Denken heraus handelt. Im Dezember liegt vielleicht schon Schnee, es ist frostig, eisig, klar.

Das Michaelifest läutet also schon die Vorweihnachtszeit oder die Vorwinterzeit ein. All die genannten innerlichen Aspekte wollen wir erlebbar machen durch die Mutproben, bei denen man Kraft und Stärke zeigen kann, aber auch abwägen muss. So gehört auch Mut dazu, etwas nicht zu wagen, was einem zu waghalsig erscheint. Bei dem Fest sollen vor allem die Sinne angesprochen werden. Es ist ein kraftvolles Fest, das noch lange nachwirkt und uns hilft, das Sonnenlicht und die Sonnenwärme in unseren Herzen in den Winter hinüberzutragen. Es geht um die in jedem Menschen und in der Natur gerade wirkenden Kräfte, die ins Bild gebracht werden.

(Zusammengetragen von Heike Schuberth und Catharina Engelke. Tafelbild der 2. Klasse: Catharina Engelke)