… Schreibpapier aus Altpapier, Wahlplakate zu Badelatschen. Wahlplakate zu Badelatschen? Ja, und dank der politischen Sitzordnung auch für jeden Fuß den richtigen Latsch. Was als spontane Idee entstand, könnte nach der nächsten Wahl vielleicht ein neuer Modetrend werden? Gut, es bedarf noch einiger Verbesserungen im Fertigungsverfahren, aber der Rohstoff der Latschen wäre in Mengen vorhanden. Geht man davon aus, dass der Großteil aller Wahlplakate auf dem Müll oder in der Müllverbrennung landet, scheint eine Weiternutzung durchaus sinnvoll. Der Praxistest steht allerdings noch aus. Es ist halt gerade zu frisch zum Schlappen Tragen.
Und was mit veralteten Fachbüchern aus der Lehrerbibliothek anfangen, in die doch keine Pädagogin mehr die Nase steckt? Wie wäre es mit recyceln im Stile der „Weißen Kunst“, dem Papierschöpfen? Beim ersten Versuch mit Papierresten aus dem schuleigenen Papiercontainer (man glaubt ja gar nicht, wie viel Papiermüll an unserer Schule täglich zusammenkommt) stellten wir ein eher grobes, noch etwas dickes Papier her.
Aber es entstand fast klimaneutral: Schnipseln per Hand, Regenwasser für die Papierpulpe, erhitzt über dem Holzfeuer der Feuerschale, geschöpft mit handgemachten Sieben, getrocknet mit Raumwärme. Nur beim Glattbügeln benötigten wir Strom aus der Steckdose. Beim zweiten Versuch nutzten wir ausgewählte Papiere, gaben den wiederum handgeschnipselten Papierresten weiße Farbpigmente und etwas Waschmittel zum Lösen der Druckerschwärze dazu und setzten die Papierpulpe mit heißem Wasser aus dem Wasserkocher an. Das folgende Pürieren gab dem Papierbrei die nötige Konsistenz, um weiße und sogar recht dünne Schreibpapiere herzustellen. Getrocknet, gebügelt und sauber zugeschnitten, wollen wir sie den Sonnen- und Erstklässlern als Malpapier bereitstellen. Aus den Pappdeckeln der ausrangierten Bücher probierten wir, Klemmbretter für das Arbeiten im Gelände herzustellen. Ein Klassensatz ist fast fertig und in der Lehrerbibo auszuleihen.
Die Sache mit den Gläsern aus alten Flaschen, die im Glascontainer landen, war gar nicht so einfach, wie im Video zuvor gesehen: eine kleine Manufaktur auf Sansibar sammelt Glasflaschen von den Restaurants ein und recycelt diese dann zu Trink- und Aufbewahrungsgläsern, mit und ohne Deckel in verschiedenen Farben und Formen. Die Arbeitsschritte sahen denkbar einfach aus. Die eigene Umsetzung, vor allem das Schneiden des Glases, war dann doch eine Herausforderung. Auch hier gäbe es noch Verbesserungsbedarf, denn beim Begutachten von originalen Gläsern für Gewürze aus Sansibar, mitgebracht von Catharina Engelke, gab es doch noch qualitative Unterschiede zu sehen.
Die aufgezeigten Beispiele aus dem Oberstufenprojekt „Recycling vor Ort“ sollen ein erster Anfang sein, zukünftig etwas genauer hinzuschauen beim Nutzen von Ressourcen und vor allem beim Entsorgen: ließe sich vielleicht noch ein weiterer Gebrauchsgegenstand daraus herstellen?
Sehr wünschenswert wäre das Etablieren eines Repair-Cafes, bei dem vor allem elektrische und elektronische Geräte auf ein längeres Leben hoffen dürfen. Lasst uns dazu ins Gespräch kommen. Raum und Zeit sollten sich einrichten lassen!
(Thomas Popp)