Feste sind Heimat in der Zeit

Geglückte Feste gehören zu den Höhepunkten unseres Lebens. Sie durchbrechen die wiederkehrenden Abläufe und Pflichten unseres Alltags. Wie Leuchttürme können sie aus unserem Leben herausragen und Erinnerungen werden, die uns weiter begleiten. In einem wirklichen Fest erhebt sich die menschliche Seele zu ihrer geistigen Heimat und die göttliche Welt kommt der unseren nahe.

Kinder feiern gerne Feste. Anscheinend liegt es in ihnen, sich auf Feste, schon weit im voraus zu freuen. Da das Kind alles über die Sinne aufnimmt, werden wir die Feste entsprechend gestalten: durch besondere Kleidung, Bilder, Blumen, Mahlzeiten. Das Kind erlebt das Seelisch-Geistige im Sinnlichen. Das Sinnliche ist für das Kind nichts Äußerliches, sondern zutiefst »Sinn-volles«, Sinn tragendes. Auch wenn uns das Kind in der Fähigkeit, Feste zu feiern, voraus ist, ist es doch der Erwachsene, der das Fest in der rechten Weise gestalten muss. Zur Gestaltung gehört als allererstes die Idee des Festes, seine spirituelle Substanz: Was wird der Inhalt des Festes sein, worauf wollen wir uns im Feiern besinnen? Was den Kindern oft ganz selbstverständlich ist, muss von den Erwachsenen neu erobert werden: der innere Sinn der Feste.

(Günther Dellbrügger, Erziehungskunst Dezember 2013)