Hort – Konzept
  • Foto: Ildikó Dietrich-Woitge

Hort-Konzept

INHALT

Ein ganzheitlicher Bildungsort

Der Hort an der Waldorfschule Potsdam versteht sich als Bildungsort, insbesondere im Hinblick auf die Bildungsbereiche: Körper, Bewegung und Gesundheit, Sprache, Kommunikation und Schriftkultur, Musik und soziales Lernen.

Basierend auf der Annahme, dass dem Lernen mit dem Kopf das Lernen mit Herz, Hand und Fuß vorausgeht, legen wir Wert auf vielfältige Impulse und eine Atmosphäre von Wärme, Ermutigung und Schutz.

Abwechslungsreiche Anregungen sollen den Kindern auch die Möglichkeit der Sinnes- und Bewegungserfahrungen bieten. In der Entwicklung der Sozialkompetenz, dem achtsamen Umgang miteinander sowie in der Vermittlung ethischer Werte finden die Kinder vor allem durch das tätige Vorbild der Erzieherin Unterstützung.   

Unser Bild vom Kind
„Grundlage unserer pädagogischen Arbeit ist die Anthroposophie, die „Menschenkunde“ nach Rudolf Steiner. Deren Kernelement ist die ganzheitliche Sicht auf das kindliche Wesen aus Körper, Geist und Seele. Alle sieben Jahre in etwa durchlaufen die Kinder

eine besondere Entwicklungsphase. Der Rhythmus der „Jahrsiebte“ nimmt daher einen großen Stellenwert ein. Mit jedem Jahrsiebt gehen spezifische Entwicklungsaufgaben, Bedürfnisse und Anforderungen an die Kinder und Erzieher*innen einher“, fasst Hortnerin Sabine Donner den konzeptionellen Ansatz zusammen. 

Übergang in das zweite Jahrsiebt
Mit der Aufnahme in die erste Klasse und somit auch in den Hort klingt das erste Jahrsiebt langsam aus. Es war geprägt von Nachahmung und Vorbildern. Das zweite Jahrsiebt hingegen stellt das Erlernen der Kulturtechniken und die geistige Entwicklung durch das Schaffen von Bildern und Gleichnissen in den Mittelpunkt. Den Kindern wird eine durchschaubare phänomenologische Betrachtungsweise durch das, was die Umgebung bietet, vermittelt. Nicht abstrakte Begriffe, sondern Anregungen der Erzieher*innen und der vorbereiteten Umgebung unterstützen die kindliche geistige Entwicklung.

„Wir Erzieher*innen fungieren hierbei als wertschätzende, Halt gebende Begleiter*innen – und nicht als Animateur*innen. Das Kind soll vielmehr eigene Erfahrungen machen“, erläutert Hortnerin Sabine Donner.

„Man soll sich nicht sagen: du sollst dies oder jenes in die Kinderseele hineingießen, sondern du sollst Ehrfurcht vor seinem Geiste haben. Diesen Geist kannst du nicht entwickeln, er entwickelt sich selber. Dir obliegt es, ihm die Hindernisse seiner Entwicklung hinwegzuräumen, und das an ihn heranzubringen, das ihn veranlasst, sich zu entwickeln“

—Rudolf Steiner

Der Rubikon
Der in der Waldorfpädagogik fest verankerte „Rubikon“ (auch bekannt als „Kritischer Realismus“), fällt ebenfalls in das zweite Jahrsiebt. Dieser vollzieht sich um das neunte Lebensjahr und markiert den Prozess des Bewusstwerdens – auch von Vergänglichem, wie beispielsweise der Kindheit. Es folgt das Lebensalter der geliebten Autorität und Nachfolge. 

„Die Jahrsiebte sind natürlich keine starr vorgegebenen Schablonen. Vielmehr dienen sie uns als bewährte entwicklungspsychologische Grundlage und Orientierung. Oberstes Ziel ist es, jedes Kind individuell in seiner Entwicklung zu fördern“, erklärt Sabine Donner.

Die Rolle der Erzieher*innen
Die Erzieher*innen nehmen eine wichtige Funktion bei der Unterstützung der kindlichen Entwicklung ein. So begleiten sie die Klasse die gesamten vier Jahre, immer in enger Zusammenarbeit mit 

den Klassenlehrer*innen, die ebenfalls mindestens sechs und maximal acht Jahre ihren festen Platz in der Klassengemeinschaft haben.

Aufgabe der Erzieher*innen ist es, Gruppenprozesse zu beobachten und im Sinne sozialen Lernens zu begleiten, um ein von Wertschätzung und gegenseitiger Unterstützung geprägtes Klassenklima zu erreichen. „Wenn wir also das Gefühl haben, in die Prozesse eingreifen zu müssen, passiert das beispielsweise durch gruppenfördernde oder in den Alltag eingebundene Spiele. Solche Spiele lockern feste Gruppen auf und unterstützen das (Neu-)Kennenlernen zwischen den Kindern“, sagt Sabine Donner.

Die Erzieher*innen sind die liebevollen Autoritäten, die sinnvoll tätigen Vorbilder. Dadurch bilden sie einerseits die Hülle und Wärme für eine vertrauensvolle, Sicherheit gebende Umgebung für die Entwicklung der Kinder. Andererseits vermitteln sie auch moralische Werte.

Ein Tag im Hort

„Meine Arbeit beginnt schon mit Vorfreude – wenn ich nämlich durch die Fenster im Hort schon die Kinder aus den Klassenräumen kommen sehe. Dann stellen wir frisch gebrühten Tee bzw. Wasser auf die Tische, decken sie mit Tellern und Tassen ein. Wie sie dort erwartungsvoll fein ordentlich aufgereiht stehen, erinnert ein bisschen an Schneewittchen und die sieben Zwerge. Wenn wir Glück haben, dann scheint durch die schönen großen Fenster die Sonne.

Gegen 12.30 Uhr sind erste Kinderstimmen oder auch schallendes Kinderlachen im Treppenhaus zu hören. Kurz darauf tauchen auch im Gruppenraum die ersten Kinder auf. Manchmal sind sie blass oder erhitzt, manchmal erschöpft oder voller Elan. Nach und nach kommt die ganze dritte Klasse an.

Ein Moment der Stille vor dem Mittagessen
Um 13.00 Uhr kündet ein Läuten an, dass nun die Freispielzeit in die Mittagszeit übergeht. Alle Kinder waschen ihre Hände, suchen sich ein Plätzchen am Tisch – meist wird es dann leise. Nur einen kurzen Moment, aber alle spüren und genießen diesen kleinen Erholungsurlaub für die Ohren. Der Tischdienst übernimmt und sorgt für gerechte Essensverteilung. Nach dem Tischspruch können wieder Neuigkeiten, Wichtigkeiten und Erlebtes ausgetauscht werden. Der Geräuschpegel erreicht sein gewohntes, lebhaftes Niveau…

Kraft tanken und wieder raus
Nach und nach wird abgeräumt, die Kinder suchen sich lauschige Plätzchen, um es sich gemütlich zu machen. Jetzt ist es Zeit, Hörbe und andere Abenteurer bei ihren Erlebnissen zu begleiten. Gegen 14.15 Uhr wird aufgeräumt und dann geht es hinaus, in die schier unendlichen Weiten unseres wunderschönen Schulhofes: Die ganz Kleinen und die Großen können nun miteinander spielen, riesige Sandburgen bauen, Schaukeln, Basketball oder Verstecken spielen, von unserem Turm in die Welt hinausschauen, mit unseren Fahrzeugen fahren oder sich im Streiten üben und miteinander Konflikte lösen. Und manchmal muss auch gelernt werden, sich zu langweilen.

Müslitag ist der beste Tag
Die Kinder werden nun nach und nach abgeholt. Der Schulhof leert sich. Um 15.15 Uhr wird zusammen aufgeräumt. Anschließend vespern wir noch gemeinsam. Einhellige Meinung der Kinder – Müslitag ist die schönste Vesper. Bis 16.00 Uhr sitzen wir in gemütlicher Runde und lassen es uns gut gehen. Mit Freispiel geht ein Tag in unserem Hort um 16.30 Uhr zu Ende.“


—Heike Müller

Das Hortteam

Interdisziplinäre und qualifizierte Betreuung

  • 1 staatlich anerkannte Erzieherin mit Ausbildung zur Tischlerin, Sozialpädagogin, Erlebnispädagogin
  • 1 staatlich anerkannte Waldorf-Erzieherin, Diplom in Geografie mit Nebenfächern Ethnologie und Gartenbau, zertifizierte Naturpädagogin, Handarbeitslehrerin im Selbststudium und Fortbildung
  • 1 staatlich anerkannte Erzieherin, Fachstudium Krippenpädagogik, Weiterbildung/Ausbildung Leitung einer Kindertageseinrichtung, Weiterbildung als Waldorfhorterzieherin am Waldorfseminar Berlin
  • 1 staatlich anerkannte Erzieherin, dreijähriger Besuch Waldorfseminar, Handarbeitslehrerin Selbststudium und Fortbildung
  • 1 staatlich anerkannter Waldorferzieher
  • 1 staatlich anerkannte Erzieherin
  • 1 staatlich anerkannte Erzieherin im Erziehungsjahr
  • 1 staatlich anerkannte Erzieherin als Vertretung für Kollegin im Erziehungsjahr
  • 1 Auszubildender
  • 2 Freiwilligendienstleistende
  • 1 Reinigungs- und Küchenkraft