August 2021, Betreuerstunde, eine Schülerin der 11. Klasse: „Können wir in diesem Schuljahr nicht eine Klassenfahrt nach Paris machen, während der Französischepoche – bitte!!?“
Schließlich konnten wir; welch ein Glück!
Nach einigen Hürden, u.a. durch immer wieder veränderte Quarantäne- und Corona-Hygiene-Bestimmungen, die sowohl unsere Rückkehr aus Frankreich als auch unserer Zugfahrt mit dem TGV betrafen, haben wir es geschafft, ALLE zusammen die Reise nach Paris anzutreten: gesund, gut gelaunt, manch eineR gerade genesen… und ganz und gar gespannt auf die große französische Stadt des Lichts. Und Licht hatten wir satt: 4 Tage keine Wolke am Himmel! Frühlingssonne pur.
Obwohl wir auf dem Hinweg den reservierten TGV in Mannheim verpassten und so mit deutlicher Verspätung Paris erreichten, konnten wir am Dienstagabend bereits einen ersten langen Spaziergang von „Bastille“ zur Großbaustelle Notre Dame und dem Studentenviertel am Boulevard Saint Michel unternehmen und dabei erleben, wie viele Pariser*innen unter der Woche abends an den Ufern der Seine Musik machen, tanzen, lachen. Auf dem nächtlichen Rückweg erhielten wir Einblick in prachtvolle, beleuchtete Wohnungen auf der Île Saint-Louis und kehrten gegen 23 Uhr erfüllt und etwas erschöpft in die schlichte, aber perfekt gelegene Jugendherberge in der Nähe von „Bastille“ zurück.
Nach einem Marktbesuch am ersten Morgen brachen wir – eingedeckt mit leckeren Zutaten fürs Picknick – auf zu einem weiteren langen Stadtspaziergang. Erste Station: die Pyramide des Louvre. Seit 2 Wochen war das berühmte Musée du Louvre wieder für alle zugänglich (ohne pass vaccinal = Impfausweis) – die Schlange war also entsprechend lang. Wer von den Schüler*innen am nächsten Morgen die Mona Lisa (La Joconde) sehen wollte, musste früh aufstehen! Unweit des Louvre, im Garten des Palais Royal, bezauberten uns prachtvoll blühende Magnolien – und die besonders Bewegungsfreudigen erklommen im Nu eine der 260 Marmorsäulen des modernen Kunstwerks von Daniel Buren und setzten sich selbst in Szene (siehe großes Foto vorletzter Schulbote…)
Nach einem kurzen Abstecher in eine der versteckten Passagen (Passage de Choiseul von 1827) erfolgte eine Pause auf den Stufen der Opéra Garnier, um nebenbei günstige Restkarten für den Abend zu organisieren.
Etwas später dann: Place de la Concorde: aber wo war der Obelisk? – eingepackt, aber leider nicht vom Verhüllungskünstler Christo, dann hätte man sicher noch irgendetwas erkannt… , also schnurstracks weiter Richtung Petit Palais. Hier erst einmal Mittagspause im Jardin des Champs-Elysées; wie wir dann feststellten, lagerten wir ausgerechnet hinter fünf Gedenk-Skulpturen für Jean Moulin (franz. Widerstandskämpfer während der deutschen Besatzung Frankreichs im 2. Weltkrieg). Gestärkt durch das Picknick machten sich einige auf zum Arc de Triomphe, andere bestiegen den Eiffelturm, während eine weitere Gruppe die Kunstausstellungen des Petit Palais besuchte, samt paradiesischem Garten in dessen Innenhof.
Nach dem abendlichen Opernbesuch (L. Bernstein, A quiet place) genossen wir die fantastische Aussicht vom Trocadéro auf den Eiffelturm und ergötzten uns an dessen nächtlicher Beleuchtung. Schließlich waren wir alle am Fuße des berühmten Pariser Wahrzeichens versammelt, aber da hatten es auf einmal alle sehr eilig nach Hause zu kommen… etwas benommen von den mannigfaltigen Eindrücken und den satten Sonnenstunden fielen wir abermals erfüllt und seeehr müde ins Bett.
An einem der Abende blickten wir mit zahlreichen anderen Touristen von Sacré Cœur aus über die Stadt und die schier endlosen Treppen Montmartres und flanierten durch die Gassen des malerischen Viertels; sobald die Sonne untergegangen war, machte sich auch schon die erste Gruppe auf zum Tanz am Quai Saint-Bernard, einem der Ufer der Seine, das schnell zu einem der Lieblingsorte der Klasse geworden war.
Am nächsten Morgen führte ein gemeinsamer Spaziergang durch eines der ältesten Viertel der Stadt, das Marais, über Place des Vosges, rue des Rosiers im jüdischen Viertel zum Centre Pompidou, dessen moderne Kunstabteilung wir gemeinsam besichtigten. Den Schüler*innen bereitete es große Freude, die Stadt in kleineren Gruppen auch auf eigene Faust zu erkunden: die einen erklommen den Balkon des Kaufhauses Les Galeries Lafayette, die anderen stiegen hinab in die Katakomben, einige widmeten sich der modernen Kunst im Palais de Tokyo, andere staunten über die Architektur des modernen Büroviertels La Défense, während eine weitere Gruppe im Landschaftsgarten Les Buttes Chaumont die Sonne genoss; manche wühlten sich durch Secondhand-Läden, andere stöberten lieber durch die Regale der berühmten Buchhandlung „Shakespeare and Company“. Nebenbei wurden berühmte Film-Drehorte, verschiedene Metrostationen, Werbeplakate, Streetart, das Verkehrsverhalten der PariserInnen und vieles andere mehr erkundet … denn neben den Besichtigungen verfolgte jedeR SchülerIn ein eigenes (überschaubares) Thema.
Zwischendurch aß man Macarons (wenn man Glück hatte, fand man auch vegane). Im Rahmen der Französischepoche gab es natürlich auch ein paar kommunikative Herausforderungen: jede Gruppe sollte mindestens ein Interview führen und einige Fragebögen verteilen. So erfuhren wir – in Kurzversion – beispielsweise etwas über das Verhältnis der Pariser*innen zu ihrer Stadt, ihre Lieblingsorte, aber auch ihre (Vor)urteile gegenüber Deutschland/Berlin, ihre Haltung zu Macron, wie sie den langen Lockdown in Paris verbracht hatten und manches andere mehr. Am intensivsten wurde jedoch in Cafés, Restaurants und beim abendlichen Tanz an der Seine kommuniziert: auf Französisch, Englisch und auch mal ganz ohne Worte… die Musik macht da vieles einfacher und so wurden in den vier langen Tagen in der „Ville Lumière“ (Stadt des Lichts) auch kurze Freundschaften geschlossen.
Auf alle Fälle planen einige bereits jetzt schon die nächste Reise nach Paris – ich auch 🙂
(Kathrin Kaschek)