
In kaum einem anderen Fach ist die Divergenz innerhalb einer Klasse so groß wie beim Umgang mit Zahlen. Neben dem Auseinanderklaffen von Fähigkeiten, wie Mengenverständnis, Zehnerübergang oder Kenntnis der Rechenoperationen gilt es einen weiteren Gesichtspunkt gut im Blick zu behalten: Kinder denken anders als andere Kinder und auch anders als die Lehrerin oder ihre Eltern.
In der Mathematik herrscht gerne die Auffassung, dass es für jede Aufgabe einen ganz bestimmten Lösungsweg gibt. Die Realität jedoch zeigt, dass es oft sehr viele Wege sind, die zum richtigen Ergebnis führen. Überzeugen Sie sich selbst und rechnen Sie die Aufgabe 63 – ? = 37 (63 minus wie viel ist gleich 37). Notieren Sie, wie Sie auf das Ergebnis gekommen sind und vergleichen Sie es mit jemand anderem in Ihrem Haushalt.
Dieses Beispiel findet sich in dem Buch „Kinder und Mathematik“ des Klettverlags. Die Autoren haben 100 Erwachsene gebeten, ihren Rechenweg zu obiger Aufgabe zu notieren. Es ergaben sich 19 unterschiedliche Vorgehensweisen. Unten sehen Sie einige davon, vielleicht ist Ihre ja dabei.
Selbstverständlich trifft dies nun auch auf unsere Kinder zu. Wir können ihnen in der Schule Strategien an die Hand geben, müssen uns aber die Offenheit bewahren, ihren Rechenwegen gedanklich zu folgen. Die mir wichtige Nachricht mit diesem kleinen Artikel ist, auch Sie als Eltern zu ermuntern, sich von ihrem Kind zeigen zu lassen: wie bist du zu dem Ergebnis gekommen? Rechen- und später Mathematikunterricht dient neben der Befähigung, im Zahlenalltag zurecht zu kommen vor allem der Ausbildung von Denkfähigkeit. Damit die Freude daran nicht versiegt, ist es hilfreich, wenn wir alle den Kindern vermitteln: der Umgang mit Zahlen ist spannend, geheimnisvoll und von ihnen innewohnenden wunderbaren Gesetzmäßigkeiten geprägt.
Um das Rechnen geläufig zu halten, ist eine regelmäßige Beschäftigung mit Zahlen unabdingbar. Auch das kann jeder sehr gut an sich selbst erfahren.
Als Klassenlehrerin mit nunmehr 25 Jahren auf dem Buckel stelle ich fest, dass die Merkfähigkeit und die Bereitschaft zu üben bei vielen Kindern sachte zurückgeht. Woran das liegen mag, ist hier nicht Thema. Vielmehr möchte ich uns alle ermuntern, gemeinsam mit den Kindern ermutigend und neugierig im Kontakt mit den Zahlen zu bleiben.
(Catharina Engelke)
63 – 23 = 40
40 – 03 = 37
23 + 3 = 26
63 – 06 = 57
57 – 20 = 37
20 + 6 = 26
63 – 30 = 33
33 + 4 = 37
30 – 4 = 26
37 + 3 = 40
40 + 20 = 60
60 + 3 = 63
3 + 20 + 3 = 26
63 – 30 = 33
33 – 7 = 26