ila ndege huruka na mbawa zake – Jeder Vogel fliegt mit seinen eigenen Flügeln, sagt dies kiswahilische Sprichwort. Auch jede Waldorfschule schwebt auf eigene Weise auf den Schwingen ihrer Möglichkeiten.
Seit nun sechs Jahren begleite ich die kleine, 2012 gegründete Zanzibar Steiner School und habe darüber hinaus viele weitere Kontakte in Tansania knüpfen können. Ein Höhepunkt war im April die Weltlehrertagung in Dornach, bei der diesmal unter den 1000 Waldorflehrern aus 61 Ländern 15 Lehrer aus Ostafrika vertreten waren. Mit dabei selbstverständlich einige von Hekima, der etablierten Schule in Daressalam, die bereits seit 25 Jahren besteht und deren meisten Lehrer gerade in ihrem dritten, wenn nicht vierten Durchgang stehen (Klasse 1-7). Das herausragende Merkmal von Hekima ist, dass die Schule als eine der ganz wenigen afrikanischen Waldorfschulen ausschließlich von Einheimischen selbst verwaltet wird.
Die junge Initiative Lexis, ebenfalls in Daressalam, lud mich kurz vor den Herbstferien ein, einen Elternabend zu halten. Dabei ging es auch um die Rolle des Waldorflehrplans, ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt, denn nach wie vor werden viele Traditionen, Erzählstoff und Unterrichtsinhalte aus Europa exportiert, ohne dabei die Gegebenheiten vor Ort zu berücksichtigen. Das kann zu absurden Situationen führen: transparente Fensterbilder, wo es keine Glasfenster gibt, botanische Studien zu Pflanzen, die gar nicht vorkommen, jahreszeitliche Lieder, die fern der Erlebniswelt der Kinder sind. Gerade in Geschichte und Geografie gilt es umzudenken! Auch für uns! Dies war eines der großen Themen der Tagung im Goetheanum und ist es glücklicherweise schon länger bei den Geschichtslehrern weltweit. Im Lehrerseminar von Nairobi wurde bereits vor einigen Jahren ein ostafrikanischer Lehrplan erarbeitet, der eine gute Grundlage dafür bietet.
Für mich ist es immer wieder sehr befruchtend, gerade mit den sansibarischen Lehrern in den Austausch zu gehen. Wir kennen uns am längsten, ich habe dort 2018 einige Monate unterrichten dürfen und kann jedesmal anknüpfen, als hätten wir uns erst gestern gesehen. Seit die Schulgründerin sich vor 4 Jahren entschlossen hat, die Schule mit einer „secondary“ (die Klassen 8 – 10) zu erweitern, um den Kindern der Gründungsklasse einen guten Start für ihre weitere Ausbildung zu ermöglichen, ist die Unterstufe finanziell etwas ins Hintertreffen geraten. Es braucht dringend neue Stühle für die 5.Klasse. Auf dem Adventsbasar können am Sansibarstand unter anderem Karten, die die Fünftklässler eigens dafür gebastelt haben, erstanden werden. So können wir vielleicht dazu beitragen, bessere Stühle oder Bänke anzuschaffen.
Zu unserem Austausch gehört auch, dass ich aus unserem Schulleben berichte. Dabei zeigte sich, dass Linda Thomas eine wirklich weltweit bekannte Persönlichkeit ist. Erstaunt wurde wahrgenommen, dass wir alte Ziegel aufbereiten und tief beeindruckt war man allerorts vom → „ChatwithSteiner“, denn künstliche Intelligenz ist hier genauso Thema und der Umgang mit dem Computer ist für viele Schüler, ohnehin nur in den höheren Klassen, sehr begrenzt.
Ich bin sehr dankbar, jedes Jahr meine Ferien verlängern zu dürfen, um diese wertvollen Kontakte zu pflegen.
(Catharina Engelke)