Ich schaue in die Welt…,

…aber wie orientiere ich mich in ihr? Welchen Standpunkt nehme ich ein? In welche Richtung will ich mich bewegen? Wonach richte ich mich? 

Wenn Jugendliche beginnen, aus der inneren Versenkung der Pubertät wieder aufzutauchen und den fragenden Blick auf Welt und Menschen um sie herum zu richten, kommt ihnen in der 10. Klasse ausgerechnet das Fach Mathematik zu Hilfe. Mit der Trigonometrie bekommen sie ein Werkzeug an die Hand, das die klare Bestimmung des Verhältnisses verschiedener Punkte untereinander erlaubt und durch die Anwendung in der Landschaft während des Vermessungspraktikums konkret erfahrbar macht. Hierbei wird ein Stück Welt mithilfe der Messinstrumente sowie eigener rechnerischer und denkerischer Fähigkeiten in Teamarbeit exakt erfasst und erkannt, bevor dieser Weltausschnitt aus den gesammelten Daten in zweidimensionaler Form wiederum neu ersteht, und zwar als künstlerisch gestaltete Karte, die den gesamten Prozess bildhaft spiegelt: ein auf exakter Weltbeobachtung beruhender und individuell ästhetisch geformter Blick in die Welt.

Im Einzelnen umfasst die Vermessung folgende Arbeitsschritte:
Zunächst versieht Herr Kavalakkatt das zu vermessende Gelände mit Fluchtstangen, die die Messpunkte innerhalb des Orientierungsgitters (Polygonnetz) markieren, von denen aus ausgewählte Winkel und Längen von den Jugendlichen mit den Theodoliten gemessen werden. Dabei ist es nicht nötig, alles zu messen, sondern man kann viele Winkel und Längen mithilfe der Trigonometrie berechnen, was jede/r im nächsten Schritt auch tut. Daraus ergibt sich die maßstabsgetreue Konstruktion des Polygonnetzes, die jede/r für sich als Arbeitsgrundlage zeichnet.Nun geht es weiter ins Detail, indem Besonderheiten des Geländes innerhalb des Polygonnetzes eingemessen werden. Dabei handelt es sich z. B. um Straßen, Gebäude, Zäune oder markante Bäume. Auch wesentliche Höhenunterschiede können gemessen und eingetragen werden. Zum Schluss erfolgt das maßstabsgetreue Zeichnen der Geländedetails als Karte.

Wir arbeiten in kleinen Gruppen, die jeweils für einen Teil des Polygonnetzes verantwortlich sind und aus Fachleuten für’s Ablesen, Protokollieren und Ausrechnen zusammengesetzt sind. Zu ihren Aufgaben gehört auch, präzise Schablonen für die anderen Gruppen herzustellen, um ihnen die Erstellung der Karten zu erleichtern.

Die 10. Klasse wird in diesem Jahr auf dem Gelände der Jugendnaturschutzakademie Brückentin zelten (ca. 15km nordöstlich von Fürstenberg) und ein hügeliges Gelände in unmittelbarer Nähe vermessen. Die Karten wird man zu gegebener Zeit im Schulhaus bewundern können.

(J. Wandtke / J. Kavalakkatt)