Ist „dies das Leben, das ich leben will?“ (H. Hesse) – gemeinsame Arbeit am Leitbild

Wie schon im letzten Schulboten erwähnt, sind wir – Schülerinnen, Hortnerinnen, Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen und Mitarbeit*nnen – begleitet von den beiden MIRA-Organisationsentwicklern K. Wendt und J. Ziegler, am 25./26.10., gemeinsam wichtige Schritte in Richtung einer zukünftigen Leitbild-Vision gegangen. Was für ein Ort mit Strahlkraft in die Welt wollen wir werden? Um sich dem zu nähern, gab es ein straffes Programm, das doch genug Atem für Pausen ließ.

Ausgehend vom obig zitierten Gedichttitel samt Gedicht begann die Suche nach den eigenen Willensimpulsen, die einen an diese Schule geführt haben, mit der Frage, was wir hier warum verwirklichen wollen und mündete in eine künstlerische Übung mit Ton. Ein kleiner Klumpen wurde mit dieser Intention bewegt, gewärmt, gekugelt, um dann daraus im Dialog mit der Materie eine möglichst organische, nicht ausgedachte Gestalt zu schaffen.

Mit diesen kleinen Kunstwerken bildeten sich aus allen Bereichen Vierergruppen, die sich ganz behutsam wahrnehmend gegenseitig ihre Skulpturen näherbrachten. Weil diese Arbeit für mich die intensivste der 2 Tage war (obwohl ich sie schon aus anderen Zusammenhängen kannte), sei sie hier kurz skizziert, da sie für viele Arten von Gruppenprozessen geeignet scheint.

Zunächst beschreiben drei Teilnehmerinnen in drei Runden die Skulptur des/der Einen zuerst faktisch äußerlich, danach empfindungsmäßig, dann den Impuls interpretierend. Der/die Künstlerin sagt nichts dazu, aber macht sich Notizen.

Im zweiten Schritt äußert der/die Künst*lerin, was die Beschreibungen der andern in ihm/ihr an Ressonanz ausgelöst hat und welche Impulse ihm/ihr jetzt durch die Aussagen der andern bewusster geworden sind. Jemand der anderen Gruppenmitglieder notiert für die/den Sprechende/n.
Aus einer weiteren Verdichtung zu Kernsätzen und Schlüsselwörtern ergibt sich eine Art persönliches Leitbild, das stark durch die Wahrnehmungen der andern geprägt ist.

An diese sehr feinen gegenseitigen Betrachtungen, die über die Nacht nochmals vertiefend wirkten – (Zumindest bei mir: Ich hatte am nächsten Morgen die Empfindung, als kenne ich die Kunstwerke meiner Gruppe in – und auswendig, würde mit diesen kleinen, so ganz unterschiedlichen Wesen gern abenteuerliche Geschichten erleben.) – knüpften wir an, um daraus erste Visionen auf Plakaten zu entwickeln.

Am Ende musste dann alles etwas schneller gehen, damit die 2 Tage Arbeit auch Früchte tragen konnten. Nach gegenseitiger Plakatsichtung unter den Kriterien Gemeinsames, Spannungsfelder, Themen, Fragen und Überschriften wurden Menschen aus allen Gruppen für ein Redaktionsteam vorgeschlagen, ausgewählt und mit guten Wünschen begleitet. In den nächsten Monaten werden sie aus dem entstandenen fruchtbaren Material einen ersten Leitbild-Vorschlag entwickeln. Es wird verschiedene Treffen geben, an denen die Vorschläge des Redaktionsteams vorgestellt und bewegt werden; so ist angedacht, im Januar sich dazu im Schulparlament zu treffen, in dem alle Gruppen gleichberechtigt vertreten sind.

Die zwei Tage endeten mit den sinngemäßen guten Wünschen einer Schülerin an die neue Gruppe: „Habt keine Angst vor der Verantwortung, vertraut auf eure Herzen. Das was uns in den letzten 2 Tagen verbunden hat, wird uns wie eine Wolke voranleuchten in die Zukunft.“

Als ich später noch am Kopierer stand, hörte ich den freudig-kraftvollen Ritualruf der neu entstandenen Gruppe. Es klang nach Aufbruch und Zuversicht …

(Claudia Bathke)