Gedanken zu den vorweihnachtlichen Jahresfesten

„Warum wir Michaeli feiern“ lautete der empfehlenswerte Artikel von Billy Schierack hier (im Schulboten, Anm. d. Red.) vor einem Monat. Am 31. Oktober in der Nacht zum 1. November haben die meisten unserer Kinder Halloween gefeiert – mit deutlichem Nachklang bis in den Unterricht am Montag danach. Ein Grund, auch dieses Fest einmal etwas zu beleuchten.

Der Ursprung von Halloween ist Samhain, eines der vier großen irisch-keltischen Feste im Jahreslauf, welches den Beginn der dunklen Winterzeit markiert. Nach dem Glauben der Kelten öffnete sich in dieser Nacht das Tor zur Anderswelt. Die Menschen fürchteten sich vor bösen Wesen aus der Unterwelt, entzündeten Feuer auf den Hügeln und verkleideten sich mit wilden Kostümen zur Tarnung und zur Abschreckung der Geister.

Mit den irischen Auswanderern gelangte das Fest in die USA. Die christliche Kirche feiert am 1. November Allerheiligen. Das heutige Halloween (von All Hallows Eve abgeleitet) ist wohl eine Mischung aus diesen Festen und hat sich über die Jahre immer weiter gewandelt. Von den USA gelangte es dann in den 1990er Jahren immer stärker wieder in den europäischen Bereich, interessanterweise zunächst über den Einzelhandel, in Form von Dekokürbissen, orangen Servietten und kleinen Spinnen und Fledermäusen. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie die Angebote von Jahr zu Jahr zunahmen und peu a peu Verkleidungen und Traditionen, wie Kürbisschnitzen und das Wandern von Haus zu Haus sowie die Gruselparties der Jugendlichen hinzukamen.


Im Waldorfzusammenhang hat das Fest keinen wirklichen Platz, da es doch mehr von einem Konsumcharakter als einem geistigen Bezug wie Michaeli oder St. Martin geprägt ist. Zwar ist die lebensnotwendige Auseinandersetzung mit dem Tod spätestens seit Corona wieder hoffähig geworden, inwieweit aber Halloween dafür geeignet ist, sie den Kindern zu vermitteln, erscheint mir fraglich. In der Umsetzung sei es selbstverständlich jedem selbst überlassen. Sicher gibt es auch kreative Ansätze, Halloween als ein Fest in Gemeinschaft erlebbar zu machen. Schade wäre meiner Ansicht aber, wenn Halloween unsere „Lichtesboten“ und Wegbereiter der Vorweihnachtszeit verdrängen würde. Michaeli mit dem Licht des Mutes, der Lanze für das Wahre und der Waage für das Gute. Sankt Martin als leuchtendes Beispiel für Barmherzigkeit und Mitgefühl. Sankt Nikolaus, der mit Weisheitslicht, gemeinsam mit seinem mürrischen Begleiter Knecht Ruprecht uns die Taten des vergangenen Jahres vor Augen ruft.

Das bewusste Feiern der Jahresfeste hinterlässt bei den Kindern einen tiefen Eindruck. Es bietet ihnen Orientierung und Anregung für die Entwicklung ihrer Seelenkräfte. Unsere Aufgabe muss es sein, uns immer wieder aufs Neue mit allen (!) Festen auseinanderzusetzen und sie lebendig zu halten.

(Catharina Engelke)