,,Hexenjagd“: damals und heute – Ein Drama entlarvt gesellschaftliche Moral- und Denkschablonen

Hintergründe zu Arthur Millers Drama ,,Hexenjagd“

,,Hexenjagd“ beruht auf wahren Ereignissen. Im Jahr 1692 brach in dem kleinen Dorf Salem in Massachusetts, das in den letzten Jahren schwierige Zeiten wie Hungersnöte oder eine Pestwelle erlebt hatte, ein Hexenwahn aus. Mehrere Mädchen aus dem Dorf verhielten sich merkwürdig und wurden verdächtigt, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Um ihre eigene Haut zu retten, beschuldigten diese andere Angehörige der Gemeinde, bald weitete sich das ganze Geschehen auch auf die umliegenden Gemeinden aus. Am 1.März 1962 wurde die erste Angeklagte inhaftiert.

Im Zuge dieses Hexenwahns wurden 150-300 Personen verhaftet, davon wurden 19 gehängt, vier starben im Gefängnis und einer wurde zu Tode gefoltert. Etliche tätigten Falschaussagen, um dem Tod zu entgehen.

Erst am 5. November 2001 wurden die letzten fünf verurteilten Frauen für unschuldig erklärt. Die von Miller verwendeten Namen entsprechen den Namen der damals involvierten Personen.1

(Lina Mirow, 12. Klasse)


Und heute? Aktuelle Lesarten

Die Rehabilitierung der letzten als Hexe angeklagten Salemerin, Elizabeth Johnson Jr., steht noch immer aus. Die Recherchen einer achten Klasse aus der Region Massachusetts und ihr noch laufender Antrag bei der Senatorin von Massachusetts könnten nach über 300 Jahren für ihre Begnadigung sorgen.2

Obwohl das Stück, vom Autor  sicher bewusst gewählt, Mechanismen einer noch theokratischen anmutenden Gesellschaft aufgreift, gibt es durchaus auch Anklänge an moderne Phänomene in demokratischen Gesellschaften. Nun ist es nicht mehr die Staatskirche als Obrigkeit, sondern der einzelne Mensch als Teil einer Gruppierung, die in politischen oder medialen Zusammenhängen  mit der Dämonisierung des Gegners Komplexes in schwarz-weiße Moralschemen presst. Die sozialen Netzwerke oder auch Printmedien mit ihren derzeitigen Verwerfungen der ImpfgegnerInnen oder MaßnahmenkritikerInnen oder andersherum der angepassten, unkritischen ImpfbefürworterInnen, FreiheitsVerräterInnen  fungieren als Beispiele für aktuelle „mediale Scheiterhaufen“. Dass die Erzeugung von Panik und radikale Lösungen niemals das gemeinsame Sprechen, Zuhören, Debattieren ersetzen und sich sogar zu handfesten gesellschaftliche Krisen zuspitzen können, dies kann auf jeden Fall die Auseinandersetzung mit Millers Stück und dem zugrundeliegenden historischen Geschehen recht eindrücklich vermitteln.

In der Hoffnung, dass uns das ein Stück weit gelingt in der noch verbleibenden anderthalbwöchigen Probenzeit (die durch Quarantäne um 2 Wochen verkürzt wurde), freuen wir uns, Sie bei einer unserer Aufführungen vom 30.9. – 3.10. 2021 um 19.30 Uhr im Publikum begrüßen zu können.

Wir freuen uns über Ihre telefonische Theatersitzplatzreservierung unter 0176/23228741.

Bitte beachten Sie, dass die Aufführung am Freitag (1.10.) bereits ausgebucht ist.

(Claudia Bathke)

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1 Hexenjagd (Drama) – Wikipedia 13.09.2021

Hintergrund-Infos Hexenjagd – Kulturbühne Offenbach e.V. (xn--kulturbhne-offenbach-vec.de) 13.09.2021

Hexenjagd – Weltliteratur (bildungsserver.de) 13.09.2021

Hexenprozesse von Salem – Wikipedia 13.09.2021

2 https://www.spiegel.de/geschichte/usa-die-hexen-von-salem-und-ihre-spaeten-begnadigungen-a-6685b09b-7868-4c27-9157-c2ce6ca101e9 aufgerufen am 12-9.2020