Unter den verblassten Deckenmalereien des Kirchengewölbes herrscht Stille, die nur von leisen Schritten auf dem Steinboden und gelegentlichem Gemurmel unterbrochen wird.
Ein Lied wird angestimmt. Stimmen suchen ihren Ton und nach einem kurzen Moment des Einatmens verbinden sie sich zu Harmonien, die die ganze Kirche ausfüllen. Die Jugendlichen, dirigiert von einer orangebehuteten Frau, verschwinden, als sie ihre Lieder beendet haben, so plötzlich wie sie aufgetaucht sind aus dem kühlen Gemäuer ins Touristengwimmel von Florenz.
Für zehn Tage waren wir, die 12. Klasse, auf Kunstfahrt in Florenz.
Nach einer etwas “verbuggten“ und langen Hinreise per Zug erreichten wir unser Ziel.
Florenz ist eine Stadt, in der man um die Kunst unmöglich herumkommt. Wie viele sagen, ist es tatsächlich wie im Museum, wenn man durch die engen Gassen und zwischen den alten Gebäuden umherläuft.
Besonders die christliche Religion steht in dieser Stadt und auf unserer Reise im Mittelpunkt. An jeder zweiten Ecke der Altstadt blickt man einer Madonna ins besonnene Gesicht. Diese Bilder sind oft Fresken, auch Feuchtmalerei genannt, die in Florenz einen besonderen Bestandteil der Kunstkultur darstellen.
Zwischen Stadt- und Gebäudebesichtigungen und vielen Museumsbesuchen, darunter die Betrachtung vieler Werke von Michelangelo, während derer wir viel Architektur und Statuen abzeichnen, verbringen wir unsere Pausen unter uns.
Pizza- und Gelatopausen oder Nachmittage in unseren Apartments schaffen einen Ausgleich zum Schulprogramm, der für mich persönlich allerdings fast nicht reicht, um die viele Kunst, die wir uns jeden Tag anschauen und gemeinsam mit Herr Stammler analysieren, zu verarbeiten.
Die Stadt selbst ist unheimlich lebendig. Tagsüber scheinen die Touristen die Straßen zu übernehmen, es kommt mir, die ich in der tiefsten Innenstadt mein Apartment habe, so vor, als würde die Stadt hier vor allem vom Tourismus leben. Nachts sind die Menschen noch immer recht international, doch man hat das Gefühl, der Florentiner Feierkultur etwas näher zu kommen. Besonders authentisch wird es, als ein paar von uns Zeugen einer originalen Kneipenprügelei werden.
Ein Vergnügen sind uns die Montagabende, wenn auf einem kleinen Marktplatz eine Gruppe von Sinti und Roma feine Tanzmusik spielt.
Mir fällt vor allem der viele Asphalt (und Marmor) auf. Kaum Natur gibt es hier, die meisten Parks sind eine Einkommensquelle des Tourismusgeschäfts, also nicht kostenlos. Möchte man ein paar Grashalme zu Gesicht bekommen, wandert man am besten einen der Hügel hoch, die die Stadt umranden. Hier ragen dunkelgrüne Zypressen in den Himmel und es duftet nach südeuropäischen Blumen. Kleine Mäucherchen säumen die Straße und der Blick geht in die Ferne, wo die von hier oben so klein aussehende Stadt im Tal zwischen den grünen Bergen liegt.
Diese Aussicht haben wir, als wir aus der Kirche San Miniato al Monte spazieren, wo wir gesungen haben, wie wir es in verschieden alten Gebäuden auf unserer Fahrt tun, die verschiedenen Akustiken der Kuppeln und Kreuzgradgewölbe vergleichend. Was anfangs noch Überwindung kostete, wurde zum Dauerohrwurm und letztendlich wollten wir gar nicht mehr aufhören zu singen.
Mit diesen Liedern im Ohr und einer Fülle an Kunst im Gedächtnis begeben wir uns auf unsere Heimreise, zurück nach Potsdam.
Vielen Dank von uns allen an unsere begleitenden Lehrkräfte Frau Kaschek, Herr Stammler und Frau Maslowski, die uns einen tiefen Einblick in die Kunstgeschichte von Florenz gegeben haben und uns von Tag zu Tag ein abwechslungsreiches Programm bieten konnten!
(Lorna Popp, 12. Klasse)